Erlebnisbericht Anita

Mittlerweile habe ich hier schon mehr oder weniger einen Alltag, und manchmal muss man sich schon in Erinnerung rufen, das man wirklich in Indien ist. Die Arbeit mit den Kindern macht mir unglaublich Spass… Mittlerweile kenne ich die Kinder recht gut, und sie fangen an, Vertrauen zu mir aufzubauen. Sie hören mittlerweile auch auf Debi und mich, trotzdem, dass wir sie nicht schlagen und auch nicht anschreien, obwohl uns die Teachers immer wieder sagen, dass dies sehr effektiv sei… (natürlich…)

Seit 4 Wochen arbeite ich nun mit Debi in der Playschool, und wir versuchen den Kindern einwenig Routine in den Tag zu bringen. Die Playshool verfügt glücklicherweise über ein relativ grosses Sortiment an Spielsachen und Aktivitäten, die jedoch nur von Debi und mir herausgeholt werden, und ansonsten nicht für die Kinder zugänglich gemacht werden. Die Teachers haben die Kinder mehr oder weniger den ganzen Tag mit einem Sack Lego (für 35 Kinder) spielen lassen. So war unsere Herausforderung, einen spannenden und abwechsluungsreichen Tagesablauf zu gestalten.

Schade ist, dass wir uns ziemlich sicher sind, dass diese Aktivitäten wohl nicht mehr ausgeführtwerden, wenn keine Volunteers mehr da sind. Um so schöner ist es zu sehen, wenn die Teachers miteinem unserer Spiele von sich aus anfangen. Wir haben nun auch Tanz- und Turnübungen, dass wir jeden Tag mit den Kindern machen…

Langsam kennen die Kinder den Ablauf und die Spiele und so funktioniert es nun immer besser.Beispielsweise machen wir es nun so, dass jedes Kind nach dem Mittagessen auf die Toilettegeschickt wird. Denn die Kinder tragen keine Windeln und haben während dem Mittagsschlaf vielauf den Boden gemacht. Dies hat sich schon recht bewährt.

Es ist schön zu sehen, dass seitdem wir so viele Gruppenaktivitäten machen, die Kinder bessermiteinander spielen und manchmal sogar von sich aus teilen. Ich finde es wichtig für die Kinder einen geregelten und abwechslungsreichen Alltag zu bekommen.

Wir fangen um 9:00 Uhr morgens an, und dann wird bis 10:00 Uhr erst einmal gemütlich mit denLegos und sonstigen Spielsachen gespielt. Während dieser Zeit trudeln die Kinder eins nach demandern ein. Zu jeder vollen Stunde gibts irgendetwas kleines, wie ein Keks oder eine Banane fürjedes Kind. Zwischen 10:00 und 12:00 Uhr probieren dann Debi und ich die Zeit mit unseremProgramm zu füllen. Mit tanzen, mit Classes und anderen Spielen. Um 12:00 gibts dann Mittagessen, mit dem einige Kinder noch Hilfe benötigen. Danach werden alle zur Toilette geschickt, und dann wird von 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr geschlafen. Während dieser Zeit essen auch wir, gemeinsam mit den Teachers und ansonsten ist dies eine sehr gemütliche Zeit um zu lesen, oder sonstigen Dingen nachzugehen.Am Nachmittag gehts dann auf den Spielplatz und gegen 16:00 Uhr werden alle Kinder wiederabgeholt.

Playschool ist für die Kinder gedacht, deren Eltern keine Zeit haben, da sie arbeiten müssen. Jedochhaben wir nun von einigen der Kinder mitgekriegt, dass ihre Eltern zwar zuhause sind, jedoch zufaul sind, um selbst auf ihre Kinder aufzupassen. Einerseits denke ich, dann ist es sowiso besser fürdas Kind wenn es zur Playschool gebracht wird, auf der anderen Seite ist es sehr schade, wenn danneinem anderen Kind, das es nötiger hätte, der Platz weggenommen wird.

Wir hatten bislang noch keine Gelegenheit mit einem der Playschool Verantwortlichen über solcheungeklärten Fragen zu sprechen, wollen dies jedoch in der nächsten Zeit unbedingt tun.Wir haben nun auch von einer ehemaligen Voluntärin einen riesigen Sack voller Kleider gekriegt.Nun müssen die Kinder nicht mehr nackt rumrennen, wenn sich eines in die Hosen macht… ; )(kommt immernoch relativ häufig vor…).

Indien ist schon sehr Eigen mit seiner Kultur und seinen Regeln… Und ich merke wie mirmanchmal der Wille fehlt, dies wirklich verstehen zu wollen… Ich nerve mich zum Beispiel schonlangsam, wenn sich irgendjemand vor mich hin stellt und mich tausend mal fotografiert oder filmtohne zu fragen… oder wenn man sich wo hin setzt, und sich plötzlich 20 Inder davor stellen undeinen anstarren, als wäre man von einem anderen Planeten… Manchmal sind solche Dinge schonwitzig, weil man das halt überhaupt nicht gewohnt ist, aber manchmal vermisse ich die Anonymitätdie man geniesst, wenn man in Europa durch die Strassen geht.

Wir sind jetzt 20 Volunteers. Eine ganze Menge für unsere relativ kleinen Räumlichkeiten. So kommt die Privatsphäre und ein wenig Alone-time manchmal schon ein wenig zu kurz…Mit so vielen Leuten um sich, ist es schwer, sich die Zeit zu nehmen, um alle richtig kennen zulernen. So ist es besonders schön, wenn wir an den Wochenenden gemeinsame Ausflüge unternehmen… Vor zwei Wochen waren wir gemeinsam mit einigen der Collegeboys am Meer…Das war ein super schöner Tag, wo sogar ein wenig Ferienstimmung aufkam…Heute haben wir gemeinsam mit allen Volos einen Ausflug gemacht in einen Water-Funpark. Das war aber leider überhaupt nicht lustig, und so sind wir relativ schnell auch wieder gegangen. Besonders schwierig war es für uns Mädchen, denn im Wasser wurde man sofort umzingelt und überall angefasst und betascht und es wurde an einem gezerrt. So war es für uns gar nicht möglich ohne männliche Begleitung in irgendein Schwimmbecken zu gehen. Das wurde uns dann allen ein bisschen zu viel.