Indien/Belgaum 2014: Volunteer im Karunalaya-Home

Schon lange war es ein Wunsch von mir, einmal einen sozialen Einsatz im Ausland zu absolvieren. Nach meiner Lehre ging ich dann vorerst nach Irland um Englisch zu lernen und informierte mich in dieser Zeit auch bei verschiedenen Organisationen über unterschiedlichste Projekte im Raum Indien und Afrika. Jedoch sagte mir nichts richtig zu. Bis mein Vater von einer Cousine von der Organisation One-World hörte.

Meine Eltern gingen an Stelle von mir zu einem ersten Treffen mit One-World und diese Organisation gewann sofort mein Vertrauen. So wurde ich in das Heim in Belgaum vermittelt und über EMail-Kontakt darauf vorbereitet. Nachdem ich Weihnachten und Neujahr Zuhause verbracht hatte, ging meine Reise gemeinsam mit meiner Schwester zuerst für 3 Wochen nach Sri Lanka. Sie verliess mich dann und reiste zurück in die Schweiz, während ich den Flug nach Indien (Goa) nahm. In Goa wurde ich von der Gründerin des Heimes Anita Rodricks, Father Victor und Janet, welche ebenfalls zu den Gründern, also der Leomel-Society, gehören, abgeholt. Zu dieser Leomel-Society gehören unter anderem auch die eher wohlhabenden aber sehr grossherzigen Geschwister von Anita. Anita besitzt ein Heim in Belgaum und ein kleineres in Pirna (Goa).

Dort nimmt sie mittellose, arme und kranke Menschen auf, welche sie grössten Teils auf der Strasse aufgefunden hatte oder die von ihren Familien dorthin gebracht wurden, da sie nicht mehr für sie sorgen können. Z.T. wurden diese Menschen auch aufgrund ihrer Krankheiten von ihren Familien verstossen. Im Heim wird erwachsenen Menschen aller Art und Religion ein Zuhause geboten. Diese haben körperliche Krankheiten und Behinderungen, sowie auch psychische wie z.B. Schizophrenie und Depressionen oder geistige Behinderungen.

Insgesamt beherbergt das Heim in Goa ca. 15 und das in Belgaum ca. 40 Patienten. Ich hielt mich die drei Monate vor allem in Belgaum auf, durfte aber das andere Heim zwei Mal kurz besuchen. Die Angestellten des Heimes kommen grösstenteils aus Nordindien, da sie dort keine Arbeit finden konnten. Unter den Angestellten finden sich aber auch Personen, welche selber ein psychisches oder leicht körperliches Leiden haben, aber trotzdem gut mitarbeiten können. Viele von diesen ca. 14 Angestellten haben jedoch nie eine Schule besuchen dürfen und in der Betreuung ist ebenfalls niemand ausgebildet. Dies macht die Leitung und auch Arbeit in diesem Heim nicht immer ganz einfach. Die indischen Arbeiter sind jedoch sehr tüchtig und sie arbeiten 24 Stunden sieben Tage die Woche dort. Für das bewundere ich sie sehr! Obwohl die Leute sehr nett und herzlich waren zu mir, waren die ersten zwei bis drei Wochen in Belgaum recht schwierig für mich.

Es waren weniger die sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten, vielmehr verstand ich manchmal ihre Denkweisen, Umgangsformen und die Art die Arbeiten zu verrichten, nicht. Zudem fehlte mir auch eine Person mit der ich die vielen neuen Erfahrungen in dieser total anderen Kultur austauschen konnte oder einfach ab und zu in meiner vertrauten Sprache los plappern konnte. Die Leute im Heim wuchsen mir sehr schnell ans Herz. Ich probierte ihnen viel von mir zu geben und ihnen in individueller Art zu helfen. Ich packte auch tatkräftig bei allen täglichen Arbeiten mit an. Dies waren z.B. Gemüse schneiden, Kochen, Abwaschen, Kleider von Hand waschen, Holz sägen, die Pflege der Patienten, medizinische Verrichtungen, Essen und Tee austeilen usw. Wir hatten alle sehr viel Spass zusammen und ich konnte auch viel von dieser anderen Lebensart profitieren und für mich persönlich mitnehmen. Besonders genoss ich auch die abendlichen Spaziergänge in die naheliegenden kleinen Dörfer. Vor dem ein dunkeln musste man jedoch immer wieder zurücksein und ich wäre auch nie alleine draussen herum gelaufen, dies gehört sich dort nicht.

Zudem wurde ich mit vielen einheimischen Kleidern beschenkt, welche ich auch sehr gerne trug. Sehr spannend für mich war auch das Einkaufen auf dem Markt in Peernwadi. Was mich besonders beeindruckte war z.B. das kaufen des Fleisches: Die Hühner konnte man lebendig aus ihren kleinen Kastenkäfigen auswählen, dann wurden sie kopfüber in einen Trichter gesteckt und geköpft, 2h später konnte man sie dann gerupft abholen. Zuhause musste man dann Innereien etc. herausnehmen, und gekocht wurde es dann noch mit den zerhackten Knochen drin. Das Essen war sehr fein mit hervorragenden Gewürzen, von welchen ich auch nach Hause nehmen durfte.

Besonders das reichhaltige Frühstück mit Ciabatti oder Dosa schmeckte mir. Manchmal sah es jedoch komisch und ungewohnt aus, ich probierte jedoch anstandshalber von allem, was sich auch lohnte. Obwohl ich auch öfters unter Bauchschmerzen litt und nicht wusste an welcher Speise es genau lag. Die hygienischen Bedingungen sind natürlich nie so wie bei uns in Europa. Jeden Sonntag fand ein katholischer Gottesdienst statt, an dem ich teilnehmen konnte, wenn ich wollte. Die meisten Bewohner nahmen ebenfalls daran teil, obwohl unter ihnen auch Hindus, Buddhisten und Muslime waren. Religion, egal welche, hat in der indischen Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Anita, ihre Freunde und Verwandten nahmen mich an viele Orte mit, so durfte ich z.B. an die Erstkommunion und die Passing-Out-Parade der Schule, sie luden mich in gute Restaurants ein und sie zeigten mir Goa. Es gäbe noch über viele weitere Erlebnisse und Eindrücke zu berichten, welche man aber leider nicht alle auf ein Blatt Papier fassen kann. Daher möchte ich abschliessend sagen, dass es trotz einiger Schwierigkeiten eine wundervolle Zeit war. Ich bin sehr froh, dass ich dies gemacht habe. Ich fühlte mich stets willkommen geheissen bei diesen Leuten und werde die grosse Dankbarkeit und Liebe, welche mir diese Menschen entgegengebracht haben niemals vergessen!

Diese drei Monate waren für mich eine riesen grosse Erfahrung und Bereicherung. Ich finde es wunderbar, was Anita Rodricks mit Hilfe ihrer Freunde und Geschwister auf die Beine gestellt hat. Wie sie mit ihrer Grosszügigkeit so vielen Menschen Hilfe leistet und Hoffnung schenkt mit der nötigen medizinischen Versorgung, genügend zu Essen, einer schönen Unterkunft und menschlicher Fürsorge.