Bericht Indienreise vom 23.09. bis 03.10.2015

Geschätzte Indienfreunde

Anfangs Jahr habe ich meine erneute Reise nach Indien geplant und nun ist sie auch schon wieder vorbei. Ich zehre nach Wochen nach meiner Rückkehr von den Erlebnissen und den Eindrücken. Seit meiner letzten Reise im Jahr 2013 hat sich wieder einiges verändert. Sr. Hilary ist immer noch voll für das Spital zuständig und weiss genau was sie noch verändern will.

In der Schwesterngemeinschaft sind einige dazu gekommen und andere mussten weiter ziehen, um eine andere Aufgabe in einem anderen Gebiet irgendwo in Indien zu erfüllen. Auf dem Grundstück befindet sich ebenfalls noch ein Wohnheim für die   «Angels of the Street».

Im Spital hat man den Ablauf etwas verändert. Die Patienten haben zu Hause eine Karte mit einer Nummer, die sie immer mitbringen sollten. Im Computer werden sie beim ersten Besuch erfasst und erhalten ein Krankenblatt. Mit diesem kommen sie in das   Untersuchungszimmer und werden von Dr. Rajinikant oder Sr. Regina, sie ist ebenfalls   Ärztin, oder Sr. Hilary untersucht. In der Krankengeschichte werden Behandlung und Medikation eingetragen und dann erledigen die Hilfsschwestern die Injektionen oder den Verbandwechsel. Medikamente werden bei der Apotheke abgegeben, wo die Behandlung auch gleich bezahlt werden muss. Da die Menschen in dieser Gegend nicht sehr viel Geld haben, sind die Kosten im Spital sehr niedrig. Sr. Hilary sagt, die Kosten für die Medikamente können vom Spital gedeckt werden, aber sonst kann das Spital ohne Unterstützung nicht überleben.

Für die Menschen die ebenfalls im Spitalareal leben, die «Angel oft the Street», braucht sie im Monat umgerechnet ca. CHF 500.– um die Kosten für die Medikamente zu bezahlen. Alle diese Menschen benötigen Psychopharmaka, das heisst, sie sind alle psychisch angeschlagen, oder traumatisiert. Wenn Sr. Hilary nach einigen Monaten Behandlung etwas mehr von den Patienten weiss, forscht sie nach, woher sie kommen und es ist schon vorgekommen, dass Familienangehörige sie wieder nach Hause genommen haben. Das ist jedoch ein Glücksfall. Eine Frau schickt Sr. Hilary jedes Jahr zum Geburtstag 1000 Indische Rupien (ca. CHF 15.–) als Dankeschön. Mit diesem Geld gibt es dann für alle eine kleine Überraschung in Form eines Desserts oder etwas Süsses.

Alle diese Menschen müssen auch verpflegt werden. Amma ist schon seit dem Aufbau des Spitals für das Kochen zuständig. Sie hat kaum genug Platz in der kleinen Küche im Haus, sodass sie auf dem   Feuer und in einem Zelt kocht. Nun entsteht auf dem Areal eine grössere Küche. Das Gebäude besteht aus mehreren Räumen, damit auch Vorräte gelagert werden können. Ich bin sicher dieser Bau erleichtert in vielerlei Hinsicht das Kochen für so viele Menschen.

Im Spital steht der Operationssaal auch schon bereit. Alle Räume sind mit den entsprechenden Geräten versehen. Nun fehlen Sr. Hilary noch die Instrumente und die Kleider. Bis vor meiner Ankunft in Indien fehlte auch noch ein Arzt, welcher die entsprechenden Operationen übernehmen kann. Aber bei allen meinen Reisen habe ich immer wieder Überraschungen erlebt. Eine Hilfsschwerster musste wegen eines Blinddarms ins nächste Spital gebracht werden. Sr. Hilary begleitete sie und kam so mit dem operierenden Arzt ins Gespräch. Sr. Hilary hat ein sehr gutes Bauchgefühl und sie erzählte von ihren Plänen und so kam es, dass dieser Arzt sich breit erklärte zusätzlich im Karunalaya Hospital zu operieren. Ich hoffe sehr, dass diese Zusammenarbeit ein Erfolg wird. So wurde wieder eine Hürde überwunden und ein Puzzle im grossen Mosaik wurde   eingesetzt.

Es war eine interessante Reise mit vielen Begegnungen. Ich bin dankbar für diese Momente auch wenn es nicht immer einfach ist, mit den traurigen Begegnungen umzugehen. Für mich ist die Zeit, die ich im Spital verbringe sehr wertvoll, denn nur so kann ich hinter die Kulissen schauen und verstehen, welche Probleme die Menschen dort haben und was sie benötigen. Für uns ist Elektrizität ganz normal. Im Spital gibt es für kurze Zeit Strom vielleicht 3 – 4 Stunden pro Tag. Man weiss nie wann der Strom ausfällt, das ist nie zur gleichen Zeit. Sr. Hilary hat aber vor zwei Jahren Sonnenkollektoren auf das Dach montiert und kann somit auch nachts von Solarlicht profitieren. Das macht die ganze Situation einfacher, denn das   Benzin für den Generator ist momentan so teuer, dass sie sehr sorgfältig damit umgehen muss.

Sr. Hilary und die Schwestern können unsere Hilfe gut gebrauchen. In ihrem Namen danke ich allen die unser Projekt unterstützen.

Ihnen allen wünsche ich eine besinnliche Adventszeit.
Jolanda Oberholzer